Mein Weg durch die Hölle (Unser persönlicher Krankenbericht)
Eigentlich sollte 2008 ein glückliches Jahr werden. Drei Monate Nordamerika mit dem Wohnmobil waren unbeschreiblich schön!
Doch das Schicksal sollte uns heraus fordern. Es war nur eine „kleine Wunde am Unterschenkel“.
Der Arzt meinte: „Die ist in ein paar Wochen abgeheilt“. Also folgen wir zur „Erholung“ nach Fuerteventura. Die Wunde weitete sich aus zu einem Geschwür. Mit Verdacht auf Durchblutungsstörung wurde meine Frau ins Krankenhaus eingeliefert. Das Geschwür wurde chirurgisch entfernt – altes Gewebe muss weg! – und die erste Hauttransplantation wurde durchgeführt. Hoffnung!! Doch das eigene Gewebe erkannte nicht die eigene Haut und das Geschwür weitete sich in den Knöchel aus. Entsetzen, und zu allem Überfluss entstand auch am linken Unterschenkel noch ein Geschwür!
Die Verlegung in ein anderes Krankenhaus gab uns trügerische Hoffnung. Der zweite chirurgische Eingriff mit Hauttransplantation hatte auch keinen Erfolg. Also wurde ein dritter Versuch unternommen und nun konnte ich „ doch wenigstens die Achillessehne meiner Frau sehen“. Grauenvolles Entsetzen. Die Nerven lagen blank. Liebevolle Schwestern nannten mich nur noch „Bruder Johannes“, wenn ich acht Stunden am Tag bei meiner lieben Frau war und ihr den Schieber brachte oder sie im Garten mit einem Rollstuhl spazieren fuhr. Was für eine grauenvolle Perspektive, doch man wird demütig und sagt sich immer wieder: „ Es gibt so viele Menschen, denen es noch viel schlechter geht.“ Uns beschäftigte am meisten die Frage „Was war das für eine unheimliche Krankheit und woher kam sie!?“ In einem weiteren Krankenhaus gingen wir der Frage einer Tropenkrankheit nach und in dem inzwischen 4. Berliner Krankenhaus untersuchte man meine Frau auf eine rheumatische Erkrankung. Beide Untersuchungen ergaben keine Anhaltspunkte. Ein weiterer Spezialist bestätigte die allgemeine „Floskel“: Livedo-Vescultis, bzw. Pyoderma Grangaenose.
Durchblutungsstörungen wurden im Bayrischen Behandlungszentrum ausgeschlossen.
Aus dem 5. Krankenhaus wurden wir mit der „frohen Botschaft“ entlassen: „Trinken Sie ruhig zur Durchblutung jeden Abend ein Glas Rotwein, es ist nur eine Frage der Zeit, ob wir in 2 Monaten oder 2 Jahren die Beine amputieren müssen.“
Gott sei Dank, irren ist menschlich!
Damit wurden unsere Hoffnungen auf die Dermatologen in der 6. Klinik gerichtet. Doch auch hier keine Erfolgschancen! Bei einer erneuten Untersuchung auf Durchblutungsstörungen Angiographie wäre meine Frau fast innerlich verblutet, da sie mit Arixtra 7,5mg 1 x tgl. viel zu hoch gespritzt wurde. Dies wurde uns von dem Gerinnungsspezialisten im 7. Klinikum mitgeteilt. Durch diese Überdosierung hätte ich fast meine eigene Frau zu Tode gespritzt. Viermal spritzte das Blut meiner Frau wie aus einer geplatzten Leitung hervor. Was das im häuslichen Bereich bedeutet kann man sich kaum vorstellen. Druckverband – Notaufnahme im Krankenhaus – viermal ohne Betäubung nähen! Meine arme Frau! Und dann die viele Tabletten. Starke Schmerz- und Beruhigungsmittel. Gotte sei Dank brachte dann eine Säuberung der Wunden mit einem Ultraschallgerät eine gewisse Linderung. Doch kaum zu glauben, das Gerät war nur geliehen. Eine zweite Säuberung war nicht möglich und nun sollte der Leser besonders aufpassen: „ In ganz Berlin“ gab es kein weiteres Gerät mehr! Also reisten wir dem Gerät nach und wohin? Nach Wriezen. Kennen Sie nicht? Sollten Sie aber, wenn Sie Wunden zum säubern haben. Es liegt dicht an der polnischen Grenze, bei Bad Freienwalde. Besonders schön ist es, wenn man im Winter bei Schnee und Eis für zwei Stunden mit dem Auto unterwegs ist. Aber es lohnt sich! Wir haben dort die eine einmalige Oberärztin kennengelernt, die jeden Tag die Wunden meiner Frau persönlich behandelt hat. Sie gab uns den Rat, keinen Chirurgen mehr an die Wunde zu lassen und die Wunden behutsam zu pflegen. Mit diesen Empfehlungen wurde meine Frau zum Weihnachtsfest 2009 entlassen. Es war der 23. Dezember und wer sollte uns helfen?
Unsere Nachbarin hatte uns von einer Wundschwester erzählt. Doch wie sollte man an den Weihnachtsfeiertage auf Hilfe hoffen dürfen?
Da trat „unser“ Weihnachtsengel „Vasi“ in Erscheinung und sagt: „ Fürchten Sie sich nicht, ich helfe Ihnen natürlich“. Das macht nicht jeder an den Weihnachtsfeiertagen. Sie versorgte die noch offenen Wunden meiner Frau und gab uns Hoffnung, dass am Ende 2010 die Wunden abgeheilt sein werden. Nun kam viel Geduld auf uns zu und die benötige heute noch. Aber sie hatte Recht. Die beiden Beine meiner Frau sehen noch immer traurig aus. Daran werden wir uns auch gewöhnen müssen. Aber sie ist schmerzfrei. Die Wunden sind geschlossen und wir können wieder auf unsere geliebte Insel Fuerteventura reisen und uns fast frei in Europa bewegen. Ein schöner Erfolg! Die Verbandsmaterialien sind unsere ständigen Begleiter.
Mit herzlichen Grüßen von Haus zu Haus,
Ihre Renate und Georg Kremer